PDF in der Print-Branche im Überblick
5. Juni 2020
Wenn wir uns in der Print-Branche bewegen steht seit geraumer Zeit das PDF als Dateiformat bei der Zusammenarbeit von Dienstleister und Kunde im Mittelpunkt.
PDF-Dateien stehen uns als Mittel zur visuellen Kommunikation zur Verfügung. Per PDF transportieren wir unsere Ideen und präsentieren unsere Arbeit. Das PDF kann dabei Scribble, Layout oder das finale Druckprodukt sein. Auch Druckdaten gehen heute ausschließlich als PDF an die Druckerei.
Früher waren unsere Möglichkeiten auf Ausdrucke oder Proofs beschränkt; Korrekturinformationen konnten zwar qualitativ minderwertig gefaxt werden, aber so schnelle Transportzeiten und gleichzeitig anschauliche Ergebnisse wie wir jetzt über eine PDF-Datei per E-Mail-Versand erreichen können, waren damals nicht möglich. Tägliche Kurrierfahrten und Präsentationen vor Ort beim Kunden waren nötig um alles anschaulich besprechen zu können.
Das Portable Document Format (PDF) wurde genau für unsere Belange konzipiert und hat sich auch in vielen anderen Bereichen etabliert. Es wurde 1993 von Adobe entwickelt um eine platformunabhängige, homogene Ansicht von Dokumenten zu ermöglichen. Anders als im PDF werden Textdokumente aus einem Texteditor, je nach Bildschirmgröße zum Beispiel, anders umbrochen. Das PDF bietet dagegen eine sogenannte WYSIWYG-Ansicht – „what you see is what you get“ – es wird bei jedem Benutzer gleich dargestellt, und wir sehen schon auf dem Bildschirm, wie es ausgedruckt aussehen würde.
Das PDF-Format zu Ansichts- und Freigabezwecken und gleichzeitig für die Print-Ausgabe
Das PDF zeigt uns alles so, wie es gestaltet wurde; es wird überall gleich dargestellt und zur Darstellung ist keine aufwendige Software nötig, ein PDF-Reader reicht dazu. Je nach Betriebssystem hat man dazu sogar Bordmittel, wie unter Mac OS X, dort kann das PDF zum Beispiel direkt ohne Software betrachtet werden. Das PDF-Format erlaubt uns eine möglichst exakte Simulation des Druckergebnisses – der Druckprozess in der Druckerei basiert schliesslich auch auf der PDF-Ausgabe – und es erlaubt uns verschiedenste Vektor- und Pixelkombinationen, ihre Ineinanderblendungen und Transparenzen korrekt zu visualisieren. Im Gegensatz zu Pixelbildern werden die Vektorinformationen, wie Zeichnungselemente und Schriften, je nach Zoomstufe des Betrachters aufs neue fein berechnet dargestellt, das entspricht am ehesten dem Erscheinungsbild des fertigen Druckproduktes. Bei einem Ansichts-JPEG oder Screenshot zum Beispiel ist das nicht möglich, hier sind Schriften und Zeichnungselemente gerastert und werden deshalb weich und pixelig dargestellt. Besonders bei vergrößerter Ansicht hat das nichts mehr mit dem Druck zu tun. Das PDF-Format ist für uns „best of both worlds“ – durch die Kombination von Vektor- und Pixelinformationen wird die Limitation einzelner Formate aufgehoben. So gelingen Ausdrucke je nach PDF-Auflösung maximal gut bei relativ kleiner Datenmenge. Dazu liefert uns das Format noch vielfältige Werkzeuge, Navigationsmittel und Kommentarfunktionen.
Die Filmbelichtung von Offsetdruckfilmen aus der Layoutsoftware heraus lief früher über die Seitenbeschreibungssprache Postscript. Das Postscript-Format war dahin gehend eine Sackgasse, dass es zur Bildschirmvisualisierung oder zum Ausdruck von komplizierter, teurer Software interpretiert werden musste. Es kam je nach Interpretersoftware zu verschiedenen Ergebnissen und oftmals sogar zu Fehlern. Es war ein zeitaufwendiger und umständlicher Prozess, der keine schnelle WYSIWYG-Ansicht mit Farbmanagement- und Softproofmöglichkeit bot. Teure Lizenzen waren nötig um ein Postscript umzurechnen. Die Umstellung auf digitalen, filmlosen Workflow per CTP (Computer to Plate) brachte es mit sich, dass eine Belichtung von Offsetfilmen nicht mehr nötig war, und erforderte nun ein universelles Datenformat. Adobe entschloss sich Postscript durch ein moderneres Format zu ersetzen und entwickelte PDF, das auf Postscript basiert. Das PDF bietet uns nicht nur eine korrekte Voransicht der Druckdaten, sondern auch ein integriertes Fontmanagement, was für uns von großer Bedeutung ist. Zuvor waren Schriften separat im RIP, der Postscript-Interpreter-Software, abgelegt und das konnte zur falschen Verwendung von Schriften beim Druck führen. Das PDF trägt seine verwendeten Fonts in sich mit und schliesst damit eine falsche Verwendung aus. Speziell für den Prepress-Bereich gibt es noch eine explizite PDF-Form, das PDF/X-Format. Dabei läuft das Dokument bei der PDF-Erzeugung durch einen Evaluationsprozess, während dem druckspezifische Parameter geprüft werden. Ist das PDF konform nach dem entsprechenden PDF/X-Standard, kann man grundlegende Fehler bei der Weiterverarbeitung in der Druckerei ausschließen. Je nach Software der Druckerei sind aktuelle Standards wie PDF/X4 oder nur alte Standards wie PDF/X1 möglich. Die alten Standards haben dabei viel mehr Limitationen und können die neuen Gestaltungsmöglichkeiten der Layoutsoftware nicht in vollem Umfang abbilden und es werden zum Beispiel Transparenzen und Verläufe qualitativ schlecht umgesetzt. So kann es bei einem alten PDF-Standard wie PDF/X1 sein, dass man komplett auf Transparenzen verzichten muss.
PDF in der vergrößerten Bildschirmansicht
Schriften werden in jeder Zoomstufe neu berechnet und werden so immer scharf abgebildet, das sogar bei der schlechtesten und kleinsten PDF-Qualität.
Dokumente können auf unterschiedliche Weise in das PDF-Format gesichert werden. Wir unterscheiden in unserer Branche zwischen Ansichts-PDF und Print-PDF.
Ein Ansichts-PDF ist ausschliesslich zur Kommunikation zwischen Dienstleister und Kunde da. Das Ansichts-PDF wird im beschnittenen Netto-Format erstellt, der Kunde kann so die Gestaltung des Endproduktes beurteilen. Ein Print-PDF dagegen muss den Beschnitt beinhalten, die Flächen, die nach dem Druck weggeschnitten werden, und eventuell noch andere druckspezifische Zeichen, wie Passzeichen, Schneidmarken oder Farbkontrollstreifen. Die Beschnittzugabe ist nötig um Blitzern, die aufgrund der Zuschneideungenauigkeit auftreten, zu vermeiden. Durch das vergrößerte Format und eventuelle Druckzeichen aber können beim Betrachten die Abstände zum Rand hin nicht mehr richtig beurteilt werden, die Beurteilung der Gestaltung sollte deshalb auf dem Ansichts-PDF passieren. Von Druckereien wird heutzutage oft das Bruttoformat inklusive Beschnitt angefordert, denn die weiteren Druckzeichen sind heutzutage oft unnötig.
Um ein schnelles Datenhandling zu ermöglichen, versucht man in der Regel das Ansichts-PDF so klein wie möglich zu schreiben, dabei aber so groß wie nötig um das Ergebnis vernünftig beurteilen zu können. Deshalb hat das Ansichts-PDF oft nicht die maximal möglichen Bildinformationen, es würde damit im Druck nicht die maximale Qualität erreichen. Das auf Qualität ausgelegte Print-PDF dagegen wird genau auf die Druckgröße abgestimmt und ist damit meist größer. Bei manchen Formatgrößen und Druckereivorgaben kommt es natürlich vor, dass Print-PDF und Ansichts-PDF sich kaum oder garnicht unterscheiden, dabei sieht man womöglich auch nicht auf den ersten Blick, ob das PDF als Print-PDF mit X4-Evaluierung geschrieben wurde oder ob es sich nur um ein Ansichts-PDF handelt. Eine genaue Nomenklatur ist dabei von Nutzen.
Bei der Weitergabe von gelieferten PDF-Dokumenten ist auf jeden Fall ein Augenmerk darauf zu legen, worum es sich dabei eigentlich handelt, denn ein PDF mit Pixelinhalt ist eben nicht das gleiche wie ein PDF mit Vektorinhalt und nur weil es als PDF gespeichert wird, ist nicht jedes Dokument automatisch qualitativ gut. Das hängt einfach von der Qualität des Ausgangmaterials ab, zum Beispiel von der Auflösung und Komprimierung der verwendeten Pixelbilder und davon, wie stark ich das PDF selbst beim schreiben komprimiere. Ein eingescannter Brief der als PDF gespeichert wird, ist genauso gut bzw. schlecht wie als JPEG gespeichert, denn beim PDF schreiben passiert in der Regel genau das gleiche mit Pixelbildern, eine JPEG-Kompression. Das speichern in einem Format wie PDF, welches Vektoren enthalten kann, macht auch nicht automatisch Pixelinformationen zu Vektorinformationen! Das Umsichern eines Bildes im JPEG-Format als PDF, wird die Qualität nicht verbessern, aber je nach Softwareeinstellung womöglich verschlechtern und es macht für die Weiterverarbeitung mehr Sinn, Pixelbilder in ihrem eigentlichen Format zu belassen.